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Mit dem Rücken zur Wand

Während mit Dennis Siver, Pascal Krauss und Carlos Eduardo alle drei für Deutschland startenden Kämpfer bei UFC 122 in Oberhausen ohne großen Druck antreten können, steht für Peter Sobotta ungleich mehr auf dem Spiel: seine sportliche und berufliche Zukunft.

Peter Sobotta weiß genau, dass es am 13. November in Oberhausen um alles geht. Dementsprechend wortkarg und fokussiert präsentiert sich der 23-jährige in der heißen Phase der Kampfvorbereitung: „Mir ist klar, dass ich um meinen Job bei der UFC kämpfe, aber ich habe auch bei den letzten beiden Kämpfen alles gegeben, und das werde ich wieder machen.“

Der junge Balinger steht nach zwei Niederlagen in Folge mit dem Rücken zur Wand. Während er bei seinem UFC-Debüt in Köln vor sechzehn Monaten gegen den Briten Paul Taylor noch sichtbar am hohen Niveau des Gegners zu knabbern hatte, zeigte er sich bei seinem zweiten Kampf, fast auf den Tag genau ein Jahr später, enorm verbessert.

Der Grund ist banal: Aus dem Hobbysportler ist ein Profi geworden. „Ich habe nach meiner Ausbildung noch meinen Zivildienst gemacht und bin direkt danach in die USA gereist, um für den Wilks-Kampf zu trainieren. Der Kontakt kam über Tomasz Drwal zustande“, so Sobotta über seine achtwöchige Vorbereitung, in der er mit dem polnischen UFC Veteran Drwal einen guten Freund und Ansprechpartner in der Fremde gefunden hatte.

Der Kampf gegen den britischen TUF-Sieger James Wilks im kanadischen Vancouver zeigte einen in allen Belangen verbesserten Peter Sobotta. Doch gelang es ihm auch hier nicht, das entscheidende Quäntchen besser zu sein, und Wilks siegte folglich knapp nach Punkten.

Wer die Gepflogenheiten in der UFC kennt, weiß um die Schnelllebigkeit im MMA-Geschäft. „Joe Silva war sehr zufrieden mit meinem Kampf und meinen Fortschritten. Wilks ist ein starker Mann, und der Kampf war sehr knapp. Wäre es ein klarer Sieg für Wilks gewesen, dann wäre es mit ziemlicher Sicherheit das Aus für mich gewesen“, berichtet Sobotta.

Mit dieser beherzten Leistung sicherte sich der gelernte IT-Systemtechniker aber einen weiteren Kampf im Octagon. Doch er weiß nur zu gut, dass Worte wie „Verbesserung“, „knapp“ oder „beherzt“ am 13. November nichts mehr Wert sein werden. Nach zwei Niederlagen in Folge sind in der durch enormen Erfolgsdruck geprägten UFC in der Vergangenheit schon weitaus bekanntere Kämpfer gefeuert worden.  

Ein Sieg ist für Sobotta Pflicht, wenn er bei UFC 122 in Oberhausen auf den in Amerika populären TUF-Sieger Amir Sadollah trifft. Sobotta, ganz Profi, lässt sich nicht in die Karten schauen, was seine Kampfstrategie und Gegneranalyse betrifft. Ein kurzes „TUF 7-Gewinner, gutes Muay Thai und gutes Jiu-Jitsu“, kommt gequält über seine Lippen. „Allerdings werde ich meine Vorteile gegen ihn besser ausspielen können als gegen Wilks“, so Sobottas positives Kurzfazit über Sadollah.  

Der 23-jährige ist nie ein Mann vieler Worte gewesen, und das wird sich im Vorfeld des wichtigsten Kampfes seiner Karriere auch nicht ändern. Seit dem September ist er wieder in San Diego beim Victory MMA-Gym und vergießt im Training Blut, Schweiß und Tränen. Alles in der Hoffnung, den Status Quo aufrechterhalten zu können.

„Ich habe ein Gym in meiner Heimat Balingen, das Team Planet Eater, und meine Seminare sind sehr gefragt und gut besucht. Kämpfen, eigenes Gym und Seminare - so bestreite ich momentan meinen Lebensunterhalt“, outet sich Sobotta als einer der wenigen Deutschen, die ihren Traum, vom MMA-Sport leben zu können, verwirklicht haben.   
 
Ein Traum, den der zweite Deutsche in der Geschichte der UFC am 13. November mit aller Macht verteidigen will - und muss. Für Sobotta geht es nicht um persönlichen Stolz oder Ehre, es geht um seine Existenzgrundlage der kommenden Monate und Jahre, da es extrem schwer sein wird, ein Profidasein im MMA-Sport aufrechtzuerhalten, ohne in der Königsklasse mitzumischen.

Das abschließende „Ich trainiere und kämpfe, um zu gewinnen“, des Balinger Jungspunds ist bewusst lapidar formuliert, doch zeigt es nur Eins: Peter Sobotta ist ein Mann auf einer Mission. Bei UFC 122 wird im Kampf gegen Amir Sadollah für ihn die Stunde der Wahrheit gekommen sein.